Berühmte Gäste logierten in unserem Haus in Ingolstadt

Lesen Sie unsere spannende Chronik

500 Jahre Gasthaus, 100 Jahre Hotel in Ingolstadt
– seit 1938 in unserem Familienbesitz.

 

Aus den Aufzeichnungen der Chronisten über das älteste Gasthaus zu Ingolstadt:
Der Goldene Adler im Wandel der Jahrhunderte
Eigentümer: Rosemarie Amann, geb. Hurler; Peter Hurler

„Mit dem Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit für den mir im schönen Bayerlande zuteilgewordenen herzlichen Empfang im ersten Jahre nach Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. Ingolstadt, den 25. August 1872 Friedrich Wilhelm, Kronprinz“

Diese Worte schrieb der früh verstorbene deutsche Kaiser im Hotel Adler, wo er vom 25. bis 27. August 1872 in einem Erkerzimmer gewohnt hatte, in das Privilegienbuch der Stadt. In diesem Privilegienbuch, das zu den kostbarsten Kunstschätzen Ingolstadts zählt, findet man das Porträt des 1547 verstorbenen Kirchenpropstes der oberen Stadtpfarrei, Georg Schober von Tachenstein, dessen Familie bereits im Jahre 1463 urkundlich erwähnt wird. In diesem Jahre ist es Andreas Schober, sechs Jahre später Hans Schober, der als Besitzer des Anwesens in der heutigen Theresienstraße 22 benannt ist. Es darf jedoch angenommen werden, dass die Gastwirtschaft im Jahre 1464 entstanden ist.

Wie wir aus den Aufzeichnungen des Chronisten Dr. Mederer erfahren, wurde diese Gastwirtschaft im Schoberhaus damals von höheren Ständen gern besucht.

Zunächst wohl, weil schon der Straßenname, in der sie lag – die Weinstraße, wie die Theresienstraße damals benannt war – zum Gastieren anregte; nicht zuletzt, weil seine Besitzer stets zu den Honoratioren Ingolstadts zählten. Hier finden wir um 1515 den Sohn des Hausbesitzers als Professor für Griechisch, später als Dozent für Rechtswissen an der Universität Ingolstadt. Dessen Bruder starb 1572 als kaiserlicher Hofrat in Wien.

Ein weiteres Familienmitglied, Veit Schober von Tachenstein, starb am 26. Juni 1620 in Ingolstadt als Professor und Universitätskammerverwalter.

Dr. Wolfgang Schober war 1605 Pfarrer und Dekan in Schärding. Dem Festessen, das am 23. Januar 1591 zu Ehren des in Ingolstadt studierenden Herzogs Maximilian von Bayern und des Erzherzogs Ferdinand von Österreich im Schoberhause aufgetragen wurde, wohnten nicht nur sämtliche Professoren der Universität bei, sondern auch der Statthalter Rudolf von Polweiler, der Rentmeister Fiebeck aus München, der gesamte Innere Rat mit dem Stadtrichter Hans Eberhard Stecher aus Altkirchen. Doch schon früher berichtet die Chronik des Hauses von hohen Gästen, Bischöfen, Adelsherren und Gelehrten aus dem In- und Ausland. Auch unerfreuliche Zwischenfälle wurden verzeichnet. In den Annalen des Dr. Mederer finden wir einen Bericht vom Freitag vor der Fastnacht des Jahres 1544. An diesem Abend gegen fünf Uhr erschlug ein Herr Spaur den Kommilitonen Cyriakus Preisinger und flüchtete in das Minoritenkloster, welches dann fünf Wochen hindurch erfolglos bewacht wurde. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erlischt der Name Schober von Tachenstein, und das Patrizier-Gasthaus wird etwa um 1633 von Professor Christoph Besold ererbt oder auch käuflich erworben. Aus dem Neuburger Collektaneenblatt  für das Jahr 1869 erfahren wir jedoch auf Seite 108, dass das alte Haus schon kurze Zeit später in den Besitz des Klosters Hohenwart übergegangen ist. Im letzten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges traten viele adlige Damen in das Kloster ein und vermachten diesem ihr Vermögen. Im letzten Kriegsjahr, Anno 1648, trat auch die Witwe des bekannten Ingolstädter Rechtsgelehrten, Barbara Besold mit Ihrer Tochter Dorothea, in das Kloster ein und schenkte diesem zwei große Häuser und eine wertvolle Bibliothek. An der Westseite des stattlichen Eckhauses befand sich damals die alte Adler- oder Dingolfingerburse, vor der Jahrhunderte hindurch der öffentliche „Walpurgisbrunnen“ gestanden hat. Dieser wurde im Jahre 1870 bei der Neugestaltung der Theresienstraße beseitigt.

Wer nun in den nächsten 68 Jahren in diesen beiden Häusern wohnte ist nicht bekannt. Am 20. Oktober 1716 wurden sie jedenfalls an den Syndikus Matthias Ludwig Mayer und dessen Ehefrau um 1760 fl. (Gulden) verkauft. Einen Monat später veräußerte Mayer das Nebenhaus am Brunnen an den Bierbrauer Josef Kügler, der es am 28. Februar 1727 an den Ratsherrn Georg Anton Wolf weiterverkaufte. Die Namen der Eigentümer des gespaltenen Besitzes wechseln nun in schneller Folge.

Der Rechtsanwalt Johann Michael Joseph Speckner ehelichte die Tochter des Wolf. Nach ihm erwarb der Bürgermeister Johann Alois von Reichl aus Knodorf das Haus, und am 20. Dezember 1786 erstand es Professor Georg Franz Xaver Semmer um 2010 fl. (Gulden). Das Eckhaus, das bei der Nummerierung der Häuser mit fortlaufenden Zahlen die Nummer 279 erhielt, erwarb Prof. und Hofrat Paul Sutor wahrscheinlich vom fürstlichen Rat Johann Franz Barthlmä Pamßl. Seine Witwe, geborene von Sartor, verkaufte es am 15. Oktober 1788 an Friedrich und Margarethe Luft.Durch den Kaufvertrag vom 24. April 1802 zwischen Josef Merwerth, dessen Gattin, der Witwe des Donauwörther Kommandanten Joseph von Willneuf, dem Landshuter Professor Georg Xaver Semmer und den Eheleuten Luft wurde das seit Jahren zerrissene Besitztum des Hauses Schober von Tachenstein für kurze Zeit vereint. Schon am 30. Juli 1806 verkaufte Mehrwerth das Haus „ Zum Goldenen Adler“ an Johann Haunschild und dessen Braut Viktoria Pirner. In der Nacht zum 15. Dezember 1808 wurde das Nebenhaus am Walpurgisbrunnen bei grimmiger Kälte durch einen starken Brand eingeäschert. Erst am nächsten Tag gelang es den Bürgern und dem Militär, dem auch die Einwohner von Kösching, Gaimersheim, Großmehring und Etting zu Hilfe geeilt waren, die Nachbarhäuser vor dem Brand zu bewahren. Am 15. März 1819 kam der „Goldene Adler“ in die Hand des Oberbräu Xaver Gietl von Reichertshofen, und am 14. Oktober 1820 erstand ihn der Amtmann Christian Meinberger, der ein Jahr darauf von den Haunschildschen Eheleuten auch das Nebenhaus mit Hof, Stallung und Garten erwarb. Dieser Nürnberger Kaufmannssohn verstand es, dem wieder zu einem Besitz vereinten Anwesen ein würdiges Ansehen zu verschaffen.

Erst der Tod seiner Frau und seiner beiden Kinder bewegten ihn dazu, am 23. Juli 1846 den Besitz an den Bierbrauer Anton Obermeier von Abensberg zu verkaufen.

Doch auch Alois und Franziska Kapeller aus Passau, die das Anwesen 1850 erstanden, vermochten es genauso wenig wie ihre Nachfolger, Anton und Walburga Schützinger aus Pfaffenhofen, zu halten, die es im Dezember 1857 erworben hatten. So fiel das gesamte Anwesen im Jahre 1859 auf dem Konkurswege an die Sparkasse Ingolstadt, die es am 1. September 1860 um 20200fl. (Gulden) an den Gastwirtssohn Ferdinand Wellhöfer aus Feuchtwangen und dessen Gattin Karoline Wilhelmine, geb. Hettinger aus Ansbach, verkaufte. Wellhöfer löste die seit etwa anderthalb Jahrhunderten bestehende „servitus prospectus horlogii“ ab und baute 1867 ein zweites Nebenhaus in der Luftgasse, dem er vier Jahre später ein weiteres Stockwerk aufsetzte. Er beseitigte den großen Tanzsaal und schuf durch eine Reihe neuangelegter Zimmer die Voraussetzung für das heutige Hotel. Im Jahre 1938 erwarb Georg Hurler das Hotel „Der goldene Adler“. Seine Familie leitet seither die Geschicke des Traditionshauses bis zum heutigen Tag, an welchem nun folgende Jubiläen verzeichnet werden können: seit über 60 Jahren in Familienbesitz, seit über 150 Jahren als Hotel, seit über 550 Jahren als Gasthaus. Es ist eine Geschichte, die Generationen durchwandert haben und so manches Geschick in diesem Hause berührte. Eines aber hat sie in diesen Räumen hinterlassen – die Patina des „dulci jubilo“, der großen Väter unserer Stadt.